Von Dr. Uta Ziegner
Ein kleines ramponiertes Kästchen sorgt immer wieder für Bewegung in der Mühlhäuser Museumslandschaft, denn es schreit in seiner angestammten Schönheit und Einmaligkeit nach Renovierung und teurer Restaurierung. So hatten am vergangenen Dienstag wieder einmal der Freundeskreis Mühlhäuser Museen und der Rotary Club Mühlhausen zu einem Benefizkonzert eingeladen. Auch dieses fünfte trug die Handschrift des rührigen Vorstandes Dr. Michael Scholl, der kenntnisreich das „Trio Inspirato“ für die Veranstaltung engagiert hatte. In seinen Begrüßungsworten dankte er nicht nur den Mitgliedern des Rotary Clubs für großzügige Spenden, sondern gleichfalls einer langen Reihe von Sponsoren und nicht zuletzt zahlreichen technischen Mitarbeitern und Helfern, die für das Zustandekommen des Konzertes verantwortlich zeichneten.
Mit der Sopranistin Marietta Zumbült, dem Klarinettisten Reiner Wehle und der Pianistin Friederike Richter hatten sich drei erfahrene Kammermusiker zusammengefunden. Bei aller Bühnenerfahrung –Marietta Zumbühlt war bis 2009 am Weimarer Nationaltheater engagiert – ist sie auch eine exzellente Liedinterpretin. Das Unwiederbringliche der kleinen Form durchmisst sie eindrucks-und charaktervoll, wobei ihr eine nicht nur umfängliche, sondern vor allem wunderbar bewegliche Stimme zur Verfügung steht. Kein falscher Pathos, sondern „einfach“ nur lupenreiner Gesang. Ihre adäquaten Partner standen mit ihr auf sicherem musikalischem Terrain.
Das war mit viel Inspiration interessant aufbereitet. Zwei Szenen aus Mozarts Oper „Titus“ eröffneten und beschlossen ein Programm mit Werken von jeweils zwei deutschen und Italienischen Romantikern. Die Variabilität und Vielfältigkeit der Besetzungen war groß.
Reiner Wehle, heute Professor an der Hochschule für Musik in Lübeck, vermittelte seinem Publikum eine interessante Lehrstunde über sein Instrument .“Titus“,Mozarts Oper, KV621, komponiert zwischen „Zauberflöte“ und „Requiem“, uraufgeführt in Prag und weiterhin aufgeführt 1802 von Goethe zur Einweihung des neuerbauten Theaters von Lauchstädt, verlangt das Bassetthorn im Orchester. Prof. Wehle stellte das Instrument der Altlage vor, das in der Arie „Non piu di fiori“ mit dem Sopran klangvoll dialogisierte. Anders das Blasinstrument in der Cavatine aus Gioacchino Rossinis Oper „Der Barbier von Sevilla“. Hier wurde die große Klarinette in Sopranstimmung der manchmal überlegene Ersatz für die menschliche Stimme . Wolfgang Amadeus Mozart ging mit seinen Schwägerinnen auch musikalisch freundlich um, komponierte er doch für seine älteste Josepha die Arie „Schon lacht der holde Frühling“, KV 580. Der Partitur Entwurf, nunmehr mit Klarinette und Klavier aufgestockt, war in ihrer da-capo-Anlage ein reizender Kulminationspunkt des Konzertes.
Wenn nicht auf Konzertreisen, waren es neben Wien die Städte Gotha und Kassel, die Ludwig Spohr zu binden verstanden. Obwohl in seiner Oper „Faust“ viel passiert, steht sie selten auf den Spielplänen. Desto überraschender das schöne Terzett für Sopran, Klarinette und Klavier „Ich bin allein“. Noch einmal galt die Moderation der Klarinette, die sich hier minutiös mit dem Sopran verband. Diese typisch romantisch-dramatische Arie Spohrs zeigte aber auch noch einmal das lyrische Können Marietta Zumbülts. Dann kam Puccinis „Mimi“, die Figur der Armut und des Todes in Schönheit aus „La Boheme“. Geliebt und bewundert auch in Mühlhausen, Zartheit bei stimmlicher Größe bei Marietta Zumbült.
Last bat not least: der musikalische „Stabilisator“ des Konzertes war Friederike Richter. Die Pianistin aus Darmstadt zeichnete nicht nur für eine makellose, stilsichere und tonlich sublime Begleitung, sondern setzte auch mit den drei Sonetten von Franz Liszt pianistische Maßstäbe. Man hörte die „Annees de Pelerinage“ seit Nike Wagners Aufenthalt in Weimar öfter. Der zweite Jahrgang „Italien“ rückt Petrarcas Dichtungen besonders in den Blickpunkt. Friederike Richter, ausgestattet mit ausgezeichnetem pianistischem Verve, arbeitete die gedankliche Vorstellung wunderbar heraus bis hin zu den „Liebesträumen“-Intonationen.. Den Beifallsstürmen der Musikfreunde des frühabendlichen Konzertes dankten die Interpreten mit Louis Spohrs „Wiegenlied“ und einer Vertonung aus Hermann Hesses „Stufen“. Schade, dass der Komponist dieses schönen Liedes nicht verraten wurde.
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