Benefizkonzert „Happy Weihnukka“ verzaubert über 450 Gäste in Mühlhäuser Kornmarktkirche
Von Thomas Stecher // Quelle: Thüringer Allgemeine
Mühlhausen. „Stille ist die vollkommene Musik“, sprach Klarinettist Helmut Eisel bedeutungsvoll, ja philosophisch, in das für ihn und seine Anmoderationen parat gestellte Mikrofon. Der zur Begrüßung als Spiritus Rector, als treibende Kraft, hinter einem in dieser Art und Weise wohl bisher selten gehörten Weihnachtskonzert vorgestellt worden war, lobte ganz nonchalant das Publikum. Die über 450 Gäste in der bis auf die allerletzte Karte ausverkauften Kornmarktkirche zu Mühlhausen hatten – fast so wie Kinder vor der Bescherung am Heiligen Abend – ganz brav und gerührt gewartet, bevor sie das Adagio für Streicher von Samuel Barber mit Applaus bedachten.
Das eindringliche Stück des US-amerikanischen Komponisten, vorgetragen vom wunderbaren Weimarer „Amalia Quartett“, sollte nur einer der Höhepunkte des Weihnachtsbenefizkonzerts des Freundeskreises Mühlhäuser Museen sein. Als „Happy Weihnukka“, eine Wortkreation aus dem christlichen Weihnachtsfest und der jüdischen Chanukka, wurden die Zuhörerinnen und Zuhörer auf eine musikalisch-interkulturelle Konzertreise mitgenommen, die es vermochte, viel davon zu geben, was die Weihnachtszeit im Allgemeinen und schließlich auch im Speziellen ausmachen sollte.
„Weihnachten feiert man einfach zusammen. Man lädt sich gegenseitig ein“, sagte Eisel eindringlich. Und die Protagonisten des Abends taten genau das. Eisel, das Amalia Quartett sowie der hinreißende Kinder- und Jugendchor der Schola Cantorum Weimar und der Chorakademie Erfurt unter Leitung von Cordula Fischer luden alle – mal fröhlich und munter, mal besinnlich und festlich – ein, sie erzählten Geschichten und Geschichte. Jüdische, wie christliche.
Nicht nur, dass das Bewusstsein für Weihnachten im „herkömmlichen“ Sinne wieder aufgeweckt und angeregt wurde, es wurde auch die Chanukka, das achttägige jüdische Lichterfest, nähergebracht; wörtlich, spielerisch und vor allem musikalisch gezeigt, dass, wo getrennt wird, immer mehr Gemeinsamkeiten vorhanden sind, als vermutet.
Weil aber die Feiertage zum Ende des Jahres nicht bedächtig, sondern auch allseits heiter sein sollen, ließ sich das eine oder andere Schmunzeln nicht vermeiden. In „O Tannenbaum“, wohlbekannter Klassiker des deutschen Weihnachtsliedes, wurde das Dasein eines Sinnbildes für „Hoffnung und Beständigkeit“ einmal ganz anders beleuchtet. „Erst wird er im Wald abgesägt, dann entführt, danacherst geschmückt und bewundert und letztendlich doch aus dem Fenster geschmissen“, parlierte Eisel. Und die Streicher, der Chor und er, mit seinem wieder beeindruckend frischen Klarinettenspiel, zollten dem „Leidensweg“ des Tannenbaums ihren humoristischen Tribut. Vom Schnitt mit der Säge bis hin zum Aufstampfen, wenn der finale Aufschlag im Hinterhof erfolgt ist.
Jubiläums-Ausstellung soll unterstützt werden
Nicht bloß für diese nicht ausschließlich humoristische Metapher auf die Vergänglichkeit aller weihnachtlichen Pracht, sondern für die gesamte welt- und sprachgewandte, weit über religiöse Beschwernisse hinausgehende Darbietung gab es langanhaltenden Applaus.
Und am Ende sollte, dank der tollen Resonanz des Publikums, auch dem Benefizcharakter gerecht geworden sein. Der Freundeskreis Mühlhäuser Museen um seinen Vorsitzenden Michael Scholl wird den Konzerterlös einer Jubiläumsausstellung der Mühlhäuser Museen zu Gute kommen.